Verkehrsberuhigung dank Schaulustiger – Polizei schleppt frisch verunfallte Autos zukünftig vor Kindergärten

Hannover – Im Autofahrerland Deutschland empfinden viele Geschwindigkeitsbegrenzungen als Einschränkung. Gemäß dem Motto „Freie Fahrt für freie Bürger“, sehen sie in der Begrenzung: Gängelung, Bevormundung, Abzocke. Um die Vorschriften dennoch durchsetzen zu können, geht die Polizei in Hannover jetzt einen neuen Weg: Sie schleppt frisch verunfallte Fahrzeuge direkt in verkehrssensible Bereiche, etwa vor Kindergärten.

Alexander Wohlfahrt, von der Polizei Hannover: „Das hohe Interesse an Verkehrsunfällen ist ungebrochen. Auf Straßen und Autobahnen kann das zum Problem werden. Oft werden Rettungskräfte behindert oder es kommt zu Unfällen auf der Gegenfahrbahn, weil Verkehrsteilnehmer von 190 auf 30 Stundenkilometer herunter bremsen, um sich vom Schicksal ihrer Mitmenschen ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Auf dieses Verhalten fußt unser neues Verfahren. Wir wollen den Einzelnen da abholen, wo er fährt, beziehungsweise steht.“

Wir müssen die Wracks nach ein bis zwei Tagen austauschen

EIn Dinosaurier im Rückspiegel
In solchen Verkehrssituationen lässt sich ein Unfall nur noch schwer vermeiden – aber wohin dann mit dem Wrack?

Oder anders ausgedrückt: Warum eine komplizierte Vorschrift wie: „Fahr nicht schneller als 30”, wenn man doch auch einfach das natürlichen Informationsbedürfnis der Fahrer ausnutzen kann? Der Test vor dem Kindergarten „Purzelbaum“ verlief positiv. Durch das Wrack eines von einem LKW zusammengedrückten VW Polos, sank die durchschnittliche Geschwindigkeit von 48 auf 23 Stundenkilometer. „Nach ein bis zwei Tagen müssen wir die Wracks aber austauschen, dann setzt die Gewöhnung ein“, sagt Wohlfahrt. „Aber ansonsten funktioniert das Verfahren ausgezeichnet.“

Auch die Kinder können der Methode etwas abgewinnen. „Da. Da, Haare!“ sagt zum Beispiel der zweijährige Max ganz aufgeregt und zeigt auf die seltsam verdrehte Windschutzscheibe, an der noch einzelne blonde Strähnen kleben. Die etwas ältere Clara-Sophie stört sich hingegen daran, dass jetzt so oft Fremde vor dem Kindergarten anhalten und Fotos machen. Aber andererseits, sagt sie, sei es bei der letzten Theateraufführung auch nicht anders gewesen.

 


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