10.11.2017

Berlin – Das wird wohl ein Nachspiel haben. Wie soeben vermeldet wird, hat offensichtlich ein Teilnehmer der Koalitionsverhandlungen die Balkontür offen gelassen. Von mehreren Wahlversprechen fehlt jetzt jede Spur.

gruseliger Balkon

Bild des Balkons in der Nacht.

Ungläubig steht Hausmeister Wolfgang Wich neben der Tür, schwingt sie auf und zu. Dann drückt er kurz, ein Klacken ist deutlich zu hören und ein Rütteln beweist: Diese Tür ist geschlossen. Ein technischer Defekt wird unwahrscheinlicher, der Fokus rückt auf menschliches Versagen.

„Wahlversprechen sind äußerst sensible Geschöpfe“, erklärt Wich. „Füttert man sie zu stark, werden sie schnell fett und aufgedunsen, wirken dann übertrieben und lächerlich. Füttert man sie zu wenig, werden sie so klein, dass manche aus Versehen einfach drauf treten. ‚Huch, da ist ja die Sache mit den 200 Euro Kindergeld aus 2009, sowas Blödes‘, sagen dann die Leute, wischen sich den Schuh ab und denken nicht mehr weiter darüber nach. Ganz übel wird es, wenn man Wahlversprechen auf etwas konkreten festnagelt – dann platzen sie einfach.“

Um die Schreckhaftigkeit der Geschöpfe zu beweisen, hält Wich den kleinen grünen Wahlversprechen das FDP Wahlprogramm vor den Käfig – schon ist alles nur noch ein Haufen ohrenbetäubendes Zwitschern und Flattern. „Weg mit dem Verbrennungsmotor“ will sich gar nicht mehr beruhigen, erst die schnelle Gabe fair produzierten, veganen Müslis sorgt für ein wenig Ruhe.

„Sehen Sie?“, fragt Wich. „Jeder, der schon Mal bei einer Koalitionsverhandlung dabei war, weiß um das schwache Nervenkostüm der Wahlversprechen. Jeder weiß, wie flink sie sind, wie schnell sie sich aus dem Staub machen, wenn sie eine Gelegenheit erkennen. Ich weiß nicht, ob ich in einem solchen Fall an Nachlässigkeit glauben kann, wenn einer die Balkontür offen lässt.“

Noch ist unklar, welche Wahlversprechen genau entkommen sind. Momentan sortieren die Parteien noch, was sie vor der Wahl versprochen haben und was nur so dahingesagt.


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