Leipzig – „Genau kann ich´s natürlich nicht sagen, aber dass da überhaupt kein Schweinefleisch drin sein soll, kann ich nicht glauben“, sagt die Köchin Annemarie Helldörfer. Sie beugt sich über einen sehr großen Topf, in dem eine ockerfarbene Soße kleine Blasen wirft, atmet tief ein, schließt die Augen und sagt dann: „Also Paarhufer ganz sicher.“

Obwohl Köche von Kindergartenessen seit jeher mit dem Unmut der Eltern zu kämpfen haben, ist Helldörfer von der heftigen Kritik am Schweinefleischanteil überrascht: „Die Leute meckern doch dauernd. Das Essen is zu teuer, zu klein, zu ungesund, zu kalt und schmecken tut´s auch nicht. Bisher war das aber wurscht.“

So finden die meisten Eltern das Essen zwar abscheulich, die Alternative hieße jedoch, morgens fünf Minuten eher aufzustehen, um dem Sprössling ein günstiges, gesundes und schmackhaftes Essen zusammen zu packen.

„Das finden die meisten übertrieben, deshalb läuft der Laden. Jedenfalls bisher.“

Denn die patriotisch korrekte Zusammensetzung der Gerichte ist ein neuer Faktor, einer, den derzeit weder Helldörfer noch ihre Kollegen auf dem Rezept haben. Doch nun will man so schnell wie möglich reagieren.

„Wir wollen nicht nur mehr Schwein rein schütten, sondern aktiv auf zukünftiges Gejammer, ich mein Kundenwünsche, eingehen. Proaktiv“, erklärt sie das Konzept. Deshalb werde man in Zukunft die Gerichte regional individuell gestalten.

Man wolle die Regionen da abholen, wo sie sind. So werde man im Allgäu den Käseanteil erhöhen, im Osten den Schweinefleischanteil, in Nordrhein-Westfalen den Anteil von Falafel und in Berlin werde auch mal der eine oder andere Columbia Blend Kaffee mit Kokosnuss-Mandel-Soja Topping in der Soße zu finden sein.

„Wir sehen uns für die Zukunft gerüstet“, sagt Helldörfer.

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