Kleingießenbrück / Lausanne – Tanja Opitz, vom Schachsportverein Kleingießenbrück, ist außer sich: „Früher ging es ja nur um optische Veränderungen. Einen neuen Skin, sozusagen. Vielleicht mal blaue statt schwarze Figuren oder welche mit lustigen Kringeln dran. Irgendwelche Yodas. Aber das jetzt? Ist die Schachkuh nicht schon genug gemolken?“

Grund des Ärgers: Geht es nach dem Willen des Weltschachverbandes, soll in Zukunft an jedes Schachspiel ein Shop angegliederten werden. Dort können sich Spielerinnen und Spieler dann mit den „Rochadetalern“, der Ingame-Währung, handfeste Vorteile erkaufen.

„Eigentlich sollten die Dinger ja Damendukaten heißen. Nach einer Diskussion in den sozialen Medien heißen sie jetzt anders. Was aber bleibt: Es sind schlicht unfairen Vorteile, mit Geld gekauft! Allein schon diese komischen Widerhaken.“

Ein Schachspiel mit einem Schneemann auf dem Feld. Der Schneemann wird von ettlichen Bauern in weiß und schwarz umkreißt.
Auch saisonale Features soll es geben: Hier ein Turm im Winter

Mit angesprochenen Widerhaken können in Zukunft Bauern ausgerüstet werden. In einer weiteren Entwicklungsstufe kann die Spielfigur dann noch zum sogenannten Kommunisten aufgewertet werden.
„Dann können sie die Bauern des anderen Königs aufwiegeln. Danach werden die Kommunisten selbst zu Königen. Die Bauern bleiben dagegen Bauern.“

Ganz kontrovers würde es beim Läufer, der traditionell oft als Bischof dargestellt wird.
„Der kann zum Imam weiter entwickelt werden. Was die eine Seite von Twitter aufregt. Der Imam kann dann noch mit einem fliegenden Teppich ausgerüstet werden – was wiederum die andere Seite von Twitter aufregt.“

Auch regeltechnisch sei dies schwierig umsetzbar. Es müsse etwa die Frage geklärt werden, ob jemand die Figur dann die ganze Zeit halten muss oder es eine Art Flugstange geben wird.

„Das der Springer für 100 Rochadetaler zum Einhorn werden kann, überrascht uns eigentlich schon nicht mehr“, so Opitz. Fraglich sei nur, wie der Spielzug ‚Heiliges Aufspießen‘ konkret ablaufen solle.

„Muss man dann mit Bohrmaschinen Löcher in die gespieße Figur machen? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.“

Wann genau die Veränderungen greifen, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.


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