Lesbos – Toilettenpapier wird in Europa zur Mangelware. Diese ökonomische Nische will nun der Kindergarten „Little Sunshine“ im Flüchtlingslager Moria nutzen, um die Chancen der Kinder auf Aufnahme zu erhöhen. „Die 3 bis 6-jährigen basteln aktiv an ihrer Zukunft“, erklärt die Leiterin der Einrichtung, Helena Passadakis.
Stolz zeigt die 4-jährige Bahira ihr erstes selbst gebasteltes Blatt. Noch erkennt man in dem Produkt nicht auf Anhieb WC-Papier, bleibt insbesondere unklar, ob die Arbeit auf ein 4-lagiges hochweiß extraflauschig oder ein 3-lagiges naturweiß mittelweich hinausläuft.
„Wir haben natürlich noch Luft nach oben“, betont Passadakis. Man wisse selbstverständlich, dass man nur mit bester Qualität eine Chance auf Europa habe. Ein Junge erklärt in gebrochenem Griechisch: „Die Menschen wollen ein Erlebnis nach dem Stuhlgang, nicht nur den bloßen Akt des Abwischens. Sonst bröckelt der dünne Firnis der Zivilisation“.
Passadakis schickt ihn mit einem Kopfnicken zurück zum Arbeitstisch, auf dem sich allerhand Stoff- und Papierreste häufen. Flinke Kinderhände sortieren die sogenannten Hadern nach Größe und Zustand und geben sie dann in einen Bottich mit Lauge.
Passadakis: „Die meisten Kinder hier im Lager haben ja bereits Erfahrung in verschiedenen Berufen. Die Umstellung auf die Papierproduktion ist also kaum mit quengeln verbunden. Das macht vieles leichter.“
Dennoch denke man schon jetzt auch an die Weiterentwicklung. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 wünschten sich drei Prozent der deutschen Verbraucher beim Toilettenpapier „zusätzlichen Unterhaltungswert.“
„Wir werden das Papier also in Zukunft mit Bildern verzieren“, erklärt Passadakis. Im Gespräch sind lustige Enten oder, passend zu Ostern, ein kleiner Hase.
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