Hannover – Die Streiks im öffentlichen Dienst erreichen eine neue Eskalationsstufe. Wie heute Morgen gemeldet wurde, reihen sich nun auch die Mitarbeiter vieler KFZ-Zulassungsstellen in die Reihen der Streikenden ein.
„Zwar werden unsere Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nicht verlassen“, warnt Thomas Oster, der Rädelsführer der Streikenden in der Kreisstadt Braulach, „aber ab sofort heißts bei uns: Dienst nach Vorschrift!“  

Arbeiten Angestellte nur noch strikt nach Dienstvorschrift, führt das meist zu starken Verzögerungen im Betriebsablauf. Bei vielen Behörden der Kommunalverwaltung hat die Streikform jedoch genau den gegenteiligen Effekt: Allein durch die Vermeidung halbstündlicher Kaffeepausen etwa, steigt die Produktivität um über 18 Prozent. „Entsprechend leidet das Betriebsklima, was wir natürlich an die Antragssteller weitergegeben müssen,“ erklärt Oster.  

Viele Bürger trifft der Streik unvorbereitet. Der 42-jährige Hasan Mansour steht mit fragendem Blick vor dem Landratsamt, in der Hand hält er eine Mappe mit dem frischen Fahrzeugbrief. Seinen Termin hatte er um 11:15.
„Jetzt ist es gerade halb zwölf. Was soll ich nur machen?“, fragt er. „Wenn ich jetzt heimkomme, macht mir meine Frau die Hölle heiß. Die geht doch davon aus, dass ich wieder was vergessen hab – außerdem hat sie mich nicht zum Mittagessen eingeplant.“   

Stress, Hektik, belastete Beziehungen – für die Bürger sind die Folge des Streikes weitreichend, im Sinne aller kann man nur auf eine schnelle Lösung hoffen.
Mansour nützt diese Hoffnung freilich wenig. Er setzt sich ins neu zugelassene Auto und fährt. Im ersten Gang. Selbst der Heckspoiler wirkt geknickt.


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