Peking / Brüssel – Einige wenige Jahrzehnte lang hat Europa den digitalen Wandel links liegen lassen doch seit diesem Jahr setzt man die Kessel in Brüssel unter Volldampf. Sputnikgleich schickt die EU nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schon das zweite digitale Signal in den Äther – und diesmal soll es mindestens eine „1“ werden.
„Durch den europäischen Uploadfilter wird das Internet in Europa einen großen Schritt in die richtige Richtung machen“, sagt Wolfgang Gerber, der Netzexperte des Arbeitskreises für Gewässer, Digitales und Forst. Der 72-jährige ist sich sicher: „Die Wildwest-Manieren im Internet müssen endlich aufhören.“
Die Auswirkungen der Kostenloskultur seien dramatisch. Viele Kulturschaffende seien davon betroffen, auch sein eigener Enkel. Der gebe sich so viele Mühe mit seinen Videos auf YouTube und mit seinen kritischen Texten zur allgemeinen politischen Lage und hätte trotz des enormen Zeitaufwandes noch keinen Cent verdient. Andere, wie etwa Google, verdienten dafür mit den Werken seines Enkels enorme Summen.
„Es wird deshalb Zeit, Inhalte schon bei der Einstellung ins Netz auf mögliche Urheberrechtsverletzungen zu prüfen“, erklärt Gerber.
Die praktische Umsetzung indes ist alles andere als trivial.
„In den kommenden Wochen wird unser Arbeitskreis ein Formular entwerfen. Dieses soll bewusst unbürokratisch und auch für den Laien verständlich gehalten werden. Wer in Zukunft einen Inhalt in das Internet stecken will, der muss vorher lediglich schriftlich bestätigen, dass Urheberrecht zu besitzen. Ein Sachbearbeiter wird das dann zeitnah prüfen. Der Verwaltungsaufwand soll dabei möglichst klein gehalten werden.“
Das Formular könne deshalb nicht nur postalisch, sondern auch per Faxgerät eingeschickt werden. Für die Zukunft sei ein automatisiertes System bereits in Arbeit.
„Wir stehen mit den Chinesen in Verhandlung“, so Gerber. Diese zeigten sich sehr interessiert, ihren bereits etablierten Filterdienst mit den Europäern zu teilen. „Sehr nett“, sei das von den Chinesen. Es sei schon „beeindruckend“, was man „im Internet alles kostenlos bekommt.“
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