16.08.2017

Flensburg (Archiv) – Karl Schleicher ist nicht mehr. Der passionierte Motorradfahrer starb gestern Abend im Alter von 92 Jahren im Kreise seiner Familie, wie das Bundesverkehrsministerium (BVM) mitteilt.
Schleicher erreichte bundesweite Bekanntheit durch das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung mit seinem Motorrad.

Dr. Manuel Popp, beim BVM verantwortlich für Punktevergabe und Bußgelder: „Wir sind tief bewegt aber erkennen auch an, was für ein langes und regelkonformes Leben Karl Schleicher gelebt hat. Ich weiß noch, wie die Leute reagiert haben, wenn sie Herrn Schleicher im Straßenverkehr zum ersten Mal begegneten. Die meisten glaubten zuerst wohl an ein zu groß geratenes Mofa, andere an einen Motorschaden. Es war für die Leute halt ungewohnt, sich von hinten einem Motorrad zu nähern. Im Normalfall kommt das Motorrad von hinten, hält dann ungefähr zwei Zentimeter Abstand und ist dann auch schon nach vorne hin verschwunden. Bei Karl Schleicher war das anders.“

Ein Motorradstund

Typisches Überholmanöver eines Motorradfahrers auf der Autobahn

Der Tod Schleichers hat für die Behörde aber auch ganz praktische Folgen.
Dr. Popp: „Es war bisher sehr schwer, einem Motorradfahrer seine Geschwindigkeitsüberschreitung nachzuweisen. Blitzer blitzen meist von vorn. Da haben Motorräder keine Nummernschilder. Selbst wenn man doch mal eines erwischt – durch die Schutzkleidung lässt sich der Fahrer oft nicht erkennen.“

Uns ist es Wurst, von wem wir unser Geld bekommen

Der Tod Schleichers ändert das Bußgeldverfahren jetzt gravierend. „Da alle anderen sowieso dauernd zu schnell fahren, schicken wir die Bußgeldbescheide einfach einem beliebigen Motorradfahrer. Das geht jetzt. Vorher war das aus juristischen und verwaltungstechnischen Gründen nicht möglich, es bestand ja immer die Gefahr, dem unschuldigen Schleicher einen Bußgeldbescheid zuzustellen. Aber nun erwischen wir bestimmt keinen Falschen mehr und sollte sich doch einer ungerecht behandelt fühlen, kann er das ja innerhalb der Motorradfahrergmeinschaft zur Sprache bringen. Uns ist es Wurst, von wem wir unser Geld bekommen.“


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