Ingolstadt – Martina Schmidt steht mit ihrem Kinderwagen am Gleis 22. Ihr Blick geht von links nach rechts, sucht die Anzeigetafel um die aktuelle Wagenreihung zu erfahren. Der Neugeborene quengelt, seine drei Jahre alte Schwester zieht an der Hand ihrer Mutter, die Hektik verängstigt das Mädchen. An der Familie vorbei schieben sich die Reisenden. Schubsen, drängeln, pöbeln.
Die Situation des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland ist bekannt. Allein: getan hat sich wenig. Bis jetzt. Das nun vorgestellte Flugtaxi könnte endlich Bewegung in die „verfahrene“ Situation bringen.
Der Sprecher des Verkehrsministeriums, Anselm Werner, dazu: „Das Flugtaxi beschert Deutschland im internationalen Vergleich endlich wieder einen Spitzenplatz.“
Tatsächlich ist man in kaum einem anderen Land mit der Entwicklung so weit wie bei uns.
„Die Verantwortlichen in anderen Ländern kümmern sich eher um die Quantität des Verkehres“, erklärt Werner, „also möglichst viele Leute irgendwo hin zu bekommen. Das war noch nie der deutsche Anspruch. Uns ging es schon immer um die Qualität.“
Man könne, was die reine Anzahl an beförderten Personen betrifft, sowieso nicht mit China oder den USA konkurieren.
„Von diesem Gedanken müssen wir uns endlich lösen, bei uns gibt es weniger Leute“, so Werner. Deshalb sei die Fokussierung auf die Qualität der einzig richtige Schritt. Wenn die ganzen Millionäre auf das Flugtaxi umstiegen und somit nicht mehr die Züge verstopften, hebe das für die unteren Klassen die Qualität des Nahverkehrs, weil diese dann einfacher auf die 1. Klasse ausweichen könnten. Auch Berater kämen schneller in den jeweiligen Ministerien an und könnten so mehr beraten.
Martina Schmidt steht inzwischen allein mit ihren Kindern am Bahnsteig. Der Zug ist abgefahren. Auch sie eilt nun Richtung Zukunft. Die fährt eben auf Gleis 3 ein.
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