16.11.2017

Mainz – Es sind Dimensionen, die selbst altgebackenen Beamten einen Schauer über den Rücken jagen. Die Abgründe des Doppellebens von ZDF Kameramann Holger Schmidt, der offensichtlich jahrzehntelang die schlimmsten Verbrechen filmte, ohne dabei auch nur ein einziges Mal helfend einzugreifen. Die Aufarbeitung des Falles wird Wochen, wenn nicht Monate dauern. Bei einer Verurteilung droht dem Mann eine langjährige Haftstrafe.

Eine alte Kamera

Früher, vor dreißig Jahren oder so, filmte man mit solchen Kameras

„Ich hab sowas noch nicht erlebt“, sagt Hauptkommissar Wolfgang Wölfl. „In den letzten Jahren gibt es zwar eine starke Zunahme von Gaffern. Auch solche, die neben Unfällen halten, ihre Smartphones zücken und andere Leute beim Sterben filmen – vielleicht um es den Kindern zu zeigen oder so. Aber das hier ist eine vollkommen neue Dimension.“

Holger Schmidt konnte sein dunkles Geheimnis jahrzehntelang geheim halten. Tagsüber war er der von allen respektierte, seriöse Kameramann, der seine Arbeit dem Traumschiff, Kochshows und Servicemagazinen widmete. Offensichtlich war ihm das aber nicht genug.

„Hinzu kommt wohl auch ein gewisser Stolz und die Sehnsucht nach Bewunderung“, meint Wölfl. Laut den derzeitigen Ermittlungen trat Schmidt deshalb vor etwa 50 Jahren an seinen Arbeitgeber, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), heran um seine Filmaufnahmen anzubieten.

„Es ist im Nachhinein absolut unverständlich, wie naiv man beim öffentlich rechtlichen Sender reagiert hat. Niemand hat sich all die Jahre gefragt, wie jemand, Monat für Monat, an Aufnahmen von Verbrechen gelangen kann. Es ging wohl vor allem um die Quote“, vermutet Wölfl.

Das ZDF dementiert. Angeblich konnte Schmidt stets plausible Erklärungen für die Bänder liefern. Mal wären die Aufnahmen in einer Schachtel vor der Tür gelegen, Mal in einer Schachtel im Müll, Mal waren die Aufnahmen angeblich mit Laienschauspielern nachgestellt.

Wie es mit der beliebten Sendung nach diesem Skandal weitergeht, ist derzeit vollkommen offen.


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