Hannover – Eine Tochterfirma der Post sammelt Daten ihrer Kunden und vermietet diese. Das geschieht anonymisiert durch die Berechnung statistischer Wahrscheinlichkeitswerte für jeweils 6,6 Haushalte. Die Praxis ist vollkommen legal denn man hat ja, wenn man keinen Kredit bekommt, jederzeit die Möglichkeit, seine Nachbarn dazu aufzufordern, sich einen neuen Mercedes zu kaufen und einen Garten anzulegen. Trotzdem ist die Aufregung jetzt groß und viele Menschen überlegen, aus der Post auszutreten. Prominentestes Beispiel ist die dreimalige Gewinnerin der Unterbraulacher Schützenweihnacht, Sarah Kaufmann.  

Sie sagt: „Ob man jetzt Werbung der FDP im Briefkasten hat oder nicht ist mir ja egal. Wenn aber auch Versicherungen, Schufa, rumänische Schlepperbanden und die entsprechenden Mischformen Zugriff auf meine Daten haben, wird einem schon anders. Deshalb werde ich aus der Post austreten.“   

Kaufmann ist eigentlich eine treue Seele. Ihr ganzes Leben lang sei sie schon Mitglied bei der Post. Früher wäre auch alles anders gewesen. „Jeder war damals stolz, dabei zu sein. Wenn man mal einen Brief bekommen hat, so wie die Großen, das war damals schon was.“ Oft seien das Briefe der Oma gewesen. Manchmal mit bis zu zehn Mark. Irgendwann jedoch, habe sich alles verändert – spätestens seit der ersten Rechnung. Hätte man damals schon wissen müssen, wo die Reise der Post hin geht? Hätte man spätestens jetzt handeln müssen?  

„Ich hab das einfach so laufen lassen“, gesteht Kaufmann. „Mich nicht weiter drum gekümmert. Man hat sich halt eingerichtet. Irgendwie war ja jeder Mitglied bei der Post.“ 
Im Zuge des jetzigen Skandals sei ihr aber bewusst geworden: „Ich weiß wirklich nicht, wann ich den letzten schönen Brief bekommen habe. Nur Rechnungen, Mahnungen und Schreiben von Ämtern. Und dafür meine Daten rausgeben? Nein!“


Bild: Andreas_G / Pixabay.com / CC0