„Rechtschreibung muss sich immer am Alltag orientieren“ – Hupen wird erstes Wort mit drei „H“

Mannheim – Über 20 Jahre sind seit der Rechtschreibreform vergangen. Während all der Jahre stand die Sprache natürlich nicht still, laufend werden deshalb einzelne Elemente an den aktuellen Sprachgebrauch angepasst, zuletzt 2004 und 2006. Dieses Jahr wartet auf alle Orthographiephilen aber eine echte Sensation: das erste Wort mit drei „H“. 

Viel war im Vorfeld beim Rat für deutsche Rechtschreibung diskutiert worden, schließlich wirken die drei „H“ in der neuen Schreibweise des Wortes „HHHupen“ auf die Meisten zu Beginn eher ungewohnt und der Rat gilt nicht als sonderlich experimentierfreudig.

Ein Verkehrsstau auf dem Land
Oft fährt der Vordermann aus reiner Boshaftigkeit nicht weiter. Jetzt heißt es: ordentlich hhhupen!

Der Rechtschreiber Franz Siebert erklärt: „Der Sinn aller Rechtschreibung ist ja das Textverständnis. Per se ist Rechtschreibung kein Gut, sie wird es erst im Zusammenspiel mit dem Leser. Der Alltag dieser Leser verändert sich andauernd, früher waren Pferde wichtig, heute nicht – solche Dinge. Früher war das ‚Hupen‘ ein kurzer Vorgang, der einen Verkehrsteilnehmer auf eine Gefahrensituation hinweisen sollte. Aber die Bedeutung des HHHupens hat sich verändert. Heute ist das HHHupen eher im Kontext einer umfassenden Bewertung des Gegenüber zu verstehen. Und im seltensten Fall wird dieser positiv beschieden.“

Akkustiker sprechen von überdurchschnittlicher Verweildauer auf dem Schallzeichen

Der Rat für deutsche Rechtschreibung folgt damit auch einer Studie der internationalen Akkustikervereinigung TuBa. Dort wurde vor Jahren schon das unterschiedliche Hupverhalten der Europäer untersucht, damals war die Rede von der „überdurchschnittlichen Verweildauer der Deutschen auf dem Schallzeichen“. In Frankreich, Spanien und Italien hupe man zwar öfter, aber deutlich kürzer. „Hup, Hup, Huphup“, hieß es in der Studie. In Deutschland dagegen wäre eher ein langgezogenes: „HHHHHHHHHHup“ die Regel. Zum Beispiel, wenn der Vordermann statt der erlaubten 100 km/h nur 110 km/h führe oder zum Abbiegen die Geschwindigkeit auf unter 90 km/h senkte.

Siebert: „Wir mussten jetzt handeln. Ansonsten wäre das Wort in ein paar Jahren vollkommen unverständlich geworden.“


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