München – Lisa Semmlinger sitzt an ihrem Laptop und schaut auf den Plan der Adresse Creußener Straße 34a. Auf dem Grundriss der 54 Quadratmeterwohnung in München sind einzelne Bereiche grün markiert. Ein Meter vor dem Herd, zwei Meter vor der Toilette, die halbe Dusche.
„2012 hab ich angefangen, die Wohnung zu kaufen“, erklärt die 39-Jährige. „Pro Jahr drei Quadratmeter. Bei Preisen von 4500 Euro war das grad so drin.“
Doch seitdem die Preise immer weiter anziehen, rückt der Traum vom Einzug in weite Ferne.
„Eigentlich wollte ich doch schon in zwei Jahren umziehen. Ich dachte, 2022 hätte ich einen großen Teil des Badezimmers, den Herd und noch die drei Meter davor“, sagt Semmlinger und zeigt auf die noch größtenteils rote Fläche vor der Kochnische.
„Schlafen wollte ich auf den drei Quadratmetern vorm Ofen. Da ist es im Winter schön warm, bis zur Heizung wär ich ja erst 2027 gekommen. Auf dem Weg zur Toilette hätte ich zwar immer noch meine Wohnung verlassen müssen – aber was tut man nicht alles für die eigenen vier Wände?“
Doch die Preise für Immobilien sind explodiert, der Traum von der eigenen Wohnung für viele unerreichbar geworden. Auch für Semmlinger.
„Inzwischen kann ich mir nicht mal mehr einen Meter pro Jahr leisten. Außerdem hat letztes Jahr jemand damit angefangen, das Wohnzimmer zu kaufen. Er ist schon fast beim Sofa.“
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