09.08.2017
Großziegenfeld – Der Nitratgehalt des deutschen Grundwassers nimmt immer weiter zu, verursacht vor allem durch die Düngung der Felder mit Unmengen an Mist und Gülle. Die Folgen sind dramatisch: Laut Umweltbundesamt ist die Nitratbelastung an 27 Prozent der gemessenen Stellen zu hoch, die Versorger selbst gehen von noch erheblich höheren Zahlen aus. Um das Grundwasser vom Nitrat zu reinigen, scheinen Preiserhöhungen unvermeidbar, von über 60 Prozent ist die Rede. Doch nicht alle wollen diesen Weg mitgehen, zu groß ist die Angst vor der Wut der Bürger, gelten die Deutschen doch, was die Lebensmittelkosten betrifft, als äußerst Preissensibel. Eine Preiserhöhung des Trinkwassers um 134 Euro pro Jahr für eine vierköpfige Familie, wie sie das Umweltbundesamt berechnet, scheint kaum vermittelbar.
Der lokale Wasserversorger für die Region Großziegenfeld will deshalb neue Wege gehen. Franz Bärengruber, Leiter der Qualitätssicherung: „Wir dachten uns, wie kann man den erhöhten Nitratgehalt des Wassers positiv besetzen? Man kann in diesem speziellen Fall sagen: ‚Tut uns leid, Bürger, die Nitratbelastung ist zu hoch, wir müssen das Zeug raus filtern und dafür Geld von dir verlangen.‘ Man kann es aber auch ins positive verkehren und die Vorteile unterstreichen. Und das sind nun mal die Nährstoffe. Ich mein, das ist ja auch was ganz Grundsätzliches, im Grunde geht es ja im ganze Leben nur immer um die Nährstoffe. Unser Wasser bietet dem Bürger hier einen echten Mehrwert oder ‚M(N)ehrwert – wie wir es in unserer Kampagne nennen.“
Ein halber Liter Grundwasser hat den Nährwert von ungefähr zwei Kartoffeln
Laut Messungen des Umweltbundesamtes an der Entnahmestelle Großziegenfeld könnte der Plan aufgehen. Ein halber Liter des Grundwassers hat den Nährwert von „ungefähr zwei kleinen Kartoffeln“, wie es in der Untersuchung heißt. Warum wirbt der Versorger aber dann mit Steak?
Bärengruber: „Das war die erst Idee. Inzwischen sind wir davon abgekommen, wir wollen eher in die vegane Richtung.“
Nach erfolgreicher Werbekampagne soll aber noch nicht Schluss sein: „Denkbar wäre ein Export des Wassers als Superfood. Großziegenfelder Wasser könnte zum Beispiel Cafés in urbanen Regionen als Rohstoff dienen. „Koffein mit Kartoffeln, sowas in der Art.“
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