Bräunershofen – Bisher ist die Oberpfalz allenfalls bei sehr energischen  Karnevalsbegeisterten beliebt. Die brutalen Bilder beim abgewehrten Rathaussturm des „1. Bräunershofener Karnevalsverein: Die Ritter“ werden dies wohl auf Jahre hin verfestigen.

Der seit Juni amtierende Bürgermeister von Bräunershofen, Hartmut Bleinagel (CSU), verteidigt sein Vorgehen. Gleichzeitig lässt er kein gutes Haar an der Amtsführung seines Vorgängers: „Ob beim Thema Finanzen, dem Umgang mit Usurpatoren oder dem Sandkasten der Kindergartengruppe Kaninchen – nichts ging vorwärts. Alles alt, rostig, lasch, eine einzige Katzentoilette!“
Besonders in der alljährlichen Stürmung des Rathauses durch Narren sieht Bleinagel die Grundlage vieler Probleme der Gemeinde, über Monate lägen die Regierungsgeschäfte in der Hand von Wilden.
„Vor ein paar Jahrhunderten mag es angebracht gewesen sein, den Ort für einige Zeit an betrunkene Horden zu übergeben, um Plünderungen, Brandschatzungen und den Raub von Jungfrauen zu vermeiden – heute nicht mehr.“
So sei zum einen die Zahl der Jungfrauen geringer, zum anderen habe man aber dieses Jahr erstmals Vorbereitungen treffen können. So habe man, trotz einiger Bedenken im Gemeinderat, in den vergangenen Wochen Schießscharten und Pechnasen am Rathaus angebracht. Mit Erfolg, wie sich am 11.11. zeigte.  

„Lallend und grölend näherten sich etwa 34 Angreifer in bunten Uniformen dem Rathaus. Ganz nah hab ich sie kommen lassen. Näher. Noch näher! Noch ein wankender Schritt! Und Zack! Am liebsten hätte ich sie mit siedendem Pech überschüttet! Aber die Denkmalschutzbeauftragte hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ 
Wegen des Stucks am historischen Gebäude habe man auf Rapsöl umsteigen müssen. Dennoch sei es ein historischer Sieg geworden. Die „Möchtegerneroberer“ hätten überwiegend überrascht reagiert, ihre Vorbereitung sei vollkommen unzureichend gewesen.  

„Weder Eichenschilder noch nasse Felle hatten sie dabei. Die Brandpfeile hätte es vielleicht gar nicht mehr gebraucht“, überlegt Bleinagel.


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