Friedrichshafen – Paläo-Ernährung, also der Versuch, sich wie unsere Vorfahren aus der Steinzeit zu ernähren, liegt im Trend. Ein ganzes Ökosystem kümmert sich inzwischen um die Bedürfnisse der Kunden, von speziellen Restaurants über Kochbücher bis hin zu Singlebörsen – die Steinzeit boomt. Kein Wunder also, dass der Trend auch auf andere Bereiche überschwappt. Ein Beispiel ist die Paläo-Kommunikation, ein Konzept des freiberuflichen Germanisten Siegfried Göhl. Sein Buch “Gupah! – so kommuniziert man Heute” stürmt gerade die Bestsellerlisten.

Eine Steinzeitaxt

Werkzeuge können helfen, das persönliche Kommunikationserlebnis zu optimieren

Göhl: „Noch nie haben die Menschen so viel geredet wie heute und gleichzeitig ist noch nie so wenig gesagt worden. Ob auf Facebook, in Meetings oder in Talkshows, überall nur noch Blablabla. Diese Dauerberieselung ist einfach unnatürlich und führt zu Zivilisationskrankheiten wie Kopfschmerzen, Tinnitus, erhöhtem Blutdruck und Kommentaren in Internetforen. Die Paläo-Kommunikation kann das ändern.”

Vorbild ist die vermutete Sprechweise unserer Vorfahren. Göhl dazu: „Es kommt bei dieser artgerechten Form der Kommunikation stark auf den Kontext und die Betonung an. Ein einfaches: „Huh!“ kann also vieles bedeuten. Von: „Achtung!“ über: „Deine Augen glitzern so schön.“ bis hin zu: „Die Kundenakquise war heute aber wieder dürftig, Maier.“ Sprecher und Empfänger müssen wieder anders miteinander umgehen, sich viel mehr aufeinander einlassen, sich wertschätzen. Nur so versteht man, was gemeint war.”

Als Frau Rippensteck mit „Uohoh Ohuh“ anfing, war ich emotional eingebunden

Die Bewertungen des Buches auf den üblichen Marktplätzen klingen begeistert. Zum Beispiel schreibt ein Dr. Schamel: „Als Frau Rippensteck auf dem Meeting dann mit einem langen “Uohoh Ohuh” anfing – ich muss sagen, da ist man emotional schon eingebunden, ganz anders als früher. Alles viel natürlicher. Dabei ging es nur um die Anschaffung eines neuen Druckertoners. Kommende Woche wollen wir unseren Fuhrpark erneuern. Freu!”
Göhl selbst sieht aber auch Grenzen für seine Methode. “Der Kontext muss gegeben sein. Wenn der eine keine Ahnung hat, was der andere wollen könnte, wird es schwierig.” Paläo-Kommunikation mit Finanzbeamten wird es also auch in Zukunft nicht geben.


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