Unterbraulach – Elfriede Müller gehört nicht zu den Menschen, die sich schnell beschweren. Und bisher haben die Pfandflaschen der Rentnerin ja noch immer gereicht, um über den Winter zu kommen. Doch als letzten Monat Post vom Finanzamt im Briefkasten steckt, wird ihr doch ein wenig mulmig.

Den aufmerksamen Beamten war aufgefallen, dass die Einnahmen Müllers die Freibeträge um einen mehrstelligen Cent-Betrag übersteigen.

 „Es stimmt ja, die Colaflasche letzten Mittwoch hätt´s gar nicht mehr gebraucht. Vielleicht war es einfach die Gier“, gibt Müller zu. Doch einfach noch mehr Pfandflasche sammeln, um die Forderungen des Finanzamtes zu erfüllen, ist nicht so einfach – wie sie schnell feststellen muss.

„Es wird ja jetzt so schnell dunkel. Wenn ich aber eine Taschenlampe an den Rollator klebe und vielleicht auch noch einen größeren Korb und so einen Greifarmapparaten, müsste ich wahrscheinlich ein Gewerbe anmelden. Hat der Herr Krebowski vom Amt gemeint. Aber genau wisse er das auch nicht. Ich soll mich halt informieren. Also hab ich meine Nachbarin gefragt.“

mehrere Rollatoren
Immer mehr Nachbarn interessieren sich für Müllers Konzept

Zum Glück für Müller ist ihre Nachbarin eine international anerkannte Unternehmensberaterin. Bei Kaffee und Gebäck berät sie die Rentnerin über deren Möglichkeiten. Schnell kommt das Gespräch auch auf das Thema Großkonzern.

„Die Erna hat mir geraten, statt eines kleinen lokalen Unternehmens einen global agierenden Konzern zu gründen. Das wäre steuerlich deutlich günstiger.“

Gesagt, getan. Schnell sind dank der Nachbarschaftshilfe einige Tochterunternehmen in Irland, den Kaimaninseln und in der südostsibirischen Stadt Cashastan gegründet.

„Ich sammle weiterhin ganz normal meine Flaschen. Aber die Lizenz für den kürzesten Weg zum Pfandautomaten kaufe ich jetzt meinen Tochterfirmen ab“, erklärt Müller das Geschäftsmodell.

Inzwischen kann sich die Rentnerin sogar wieder über Post vom Finanzamt freuen: „Dank der Verluste aus den Lizenzkosten lag meine letzte Steuerrückzahlung bei knapp 3,5 Millionen.“

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