Augsburg – Der Höhepunkt des Stadtfestes ist längst Geschichte, die Menschengruppen sind verinselten Gestalten gewichen. Alle auf der Suche. Nach einem letzten Getränk, einem Döner oder den Weg nach Hause. Vor der Herrentoilette steht ein Mann vom Reinigungsdienst „Das Mopp“ und trotz der späten Stunde ist die Untertasse auf dem Tisch neben ihm fast leer.
Er stellt sich uns als Heinrich Schramm vor. „Jeden Tag das Gleiche.“, meint er und in seinem Gesicht bewegen sich Falten, verdrossen wie Wellenkämme während eines besonders trägen Sturmes.
Grund für die wachsende Unzufriedenheit deutscher Reinigungskräfte ist die steigende Konkurrenz durch Programme wie: „Unsere Stadt soll grüner werden“ oder: „Dein Busch für Augsburg“. In den letzten Jahren haben solche Programme das Bild vieler Innenstädte radikal verändert und so die Lebensgrundlage zahlloser Reinigungskräfte zerstört. Aber nicht alle trifft die Veränderung so hart.
Gegenüber, bei den Damentoiletten, sind auch jetzt noch lange Schlangen. Die Umsätze der Kolleginnen übertreffen die Schramms um ein Zigfaches.
Gerecht? Schramm sieht uns nur müde an. Dann hat er keine Zeit mehr, widmet sich ganz einem einzelnen Kunden. Der Mann wirft 20 Cent in die beinahe leere Untertasse, es klimpert hohl. Hohl wie das Versprechen auf Lohngerechtigkeit. Schramm lüpft seinen Hut und sieht dem Mann hinterher. Dann setzt er sich – langsam und zählt die Einnahmen der letzten Stunden. Weit kommt er dabei nicht. Ein Busch in der Nähe scheint zu lächeln.
Text: Philipp Weber; Foto: Harald Groven, wikimedia commons (oben), Philipp Weber (mitte)