Mainz – „Das ist die Zukunft!“, ruft Regisseur Marcel Huber und brüllt dann in sein Megaphon: „Action!“
Sofort legt der Mann im Businessanzug los. Schwungvoll steigt er aus dem Porsche, tritt in einen Pferdeapfel und wischt sich grimmig den Schuh ab.
„Was das denn?“, fragt er.
Zufällig kommt eine halbjunge Frau mit Pferd vorbei. Sie lächelt wissend, schüttelt sanft den Kopf und sagt:
„Ein Pferdeapfel, auch bekannt als Pferdekot oder Pferdemist, bezieht sich auf den Kot von Pferden. Wenn Pferde verdauen, scheiden sie Abfallprodukte aus, die …“
„Stopp! Aus! Aus!“, ruft Huber, schaut auf das Script und schüttelt den Kopf. Dann tippt er etwas in seinen Laptop.
Trotz der Startschwierigkeiten sind die Verantwortlichen vom Einsatz der neuen Technologie überzeugt. Zu dramatisch sind die Bilder des Autorenstreiks aus Hollywood, zu riskant, am Ende ohne neues Material da zu stehen.
„Was denken Sie, was los ist, wenn wir die gleiche Story zwei oder dreimal bringen würden? ‚Gefühlvolle Frau verliebt sich in egozentrischen Mann, der dann doch ein weiches Herz hat‘ war zum Beispiel unsere letzte Story. Wie oft nacheinander meinen Sie, soll das funktionieren?“, fragt Huber und lässt die neuen Scripte verteilen.
„Außerdem mischt sich so auch kein Möchtegernkünstler mehr ein!“
„Action!“
Szenewechsel:
Die vegan-antikapitalistische Tochter ist unzufrieden, weil sie ihre Mutter mit dem Jungchef der örtlichen Metzgerei „Schnitzelhuber“ im Kaffee erwischt.
„Liebes, es ist mir ja unangenehm, aber du musst auch erkennen, dass verschiedene Faktoren, wie mein Alter und die offensichtliche Attraktivität Peters zu berücksichtigen sind und …“
„Aus!„, ruft Huber und tippt.
Szenewechsel:
Das Pferd liegt am Boden und schnauft schwer. Zufällig stellt sich der Metzgerssohn als begabter Tierarzt Dr. Donovan Smitherling heraus, der seit Jahren unerkannt Tiere im Dorf behandelt. Die Frau haucht: „Oh, Donovan, du 1946 im schottischen Glasgow geborener, mit deinem ersten Auftritt in der Fernsehshow …“
„Stopp halt!“, ruft Huber. „Nicht der. Herrgott nochmal!“
Ob die Dreharbeiten bis Freitag abgeschlossen werden können, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.
Titelbild: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Bild im Text: WikiImages auf Pixabay