London – Die langen Debatten im Unterhaus setzen dem dortigen Raumklima immer mehr zu, der Ruf nach einem Fenster wird lauter. Seit einem Gesetz aus dem Jahr 1708 sind die praktischen Wandöffnungen dort verboten. Grund: Der Abgeordnete Henry Gibbens warf sich damals, nach einer berühmt gewordenen stundenlangen Rede eines Kollegen über die Zucht der ostsibirischen Ringelschwanztaube, aus dem Fenster.
„Das sich ein Parlamentarier einfach so der demokratischen Debatte entzieht sorgte für einen gewaltigen Skandal. Um solche Vorfälle zu vermeiden, wurden die Fenster zugenagelt und später verputzt“, so Sir Asthon McLee, der britische Minister für Justiz, dem auch das Amt für Hausmeisterdienste untersteht.
Allerdings ließe sich mit ein wenig juristischem Aufwand schon was fenstermäßiges zusammen zimmern.
„Aber das wird nicht billig. Zumindest wenn man es richtig machen will“, erklärt McLee. Die Vorgängerregierungen hätten nämlich allgemein einen argen Pfusch hinterlassen. Viele Gesetzte seien wegen fehlender Wartung morsch und müssten dringend renoviert werden, nicht nur das Fenstergesetz. „Wenn man bei dem alten Zeug erstmal anfängt, kommt gleich auch das nächste.“
Er verbitte sich aber schon jetzt die üblichen Kritiken seiner Parlamentskollegen. So sei etwa nach dem Gesetz zur Steuerfreiheit internationaler Großkonzerne behauptet worden, das Gesetz sei schief. Tatsächlich sei das aber ein notwendiges, gesellschaftliches Gefälle.
„Und unter den Ziegeln im Dach sammelt sich Restfeuchte, da ist nichts undicht!“, so McLee.
Die Parlamtarier sollten während der kommenden Woche zwischen 8 und 12 Uhr und zwischen 16 und 20 Uhr keine Debatten einplanen, man werde irgendwann in der Zeit einen Juristen vorbei schicken.
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