Fatale Verwechslung beim Bau von Stuttgart21 – Bahn muss drei Tower wieder abreisen

30.11.2017

Stuttgart – Das Bahnhofsprojekt Stuttgart21 verzögert sich und wird teurer als geplant. Wie sich jetzt herausstellt, ist der Grund eine deutliche Verwechslung innerhalb des Bauplanes. Drei der oberirdisch bereits fertig gestellten Bauwerke entpuppten sich nach nochmaliger Prüfung nicht als die erwarteten Kühltürme. Ob Bahn oder Bund die Kosten für den Abriss übernehmen wird, ist noch unklar.

Eine Landebahn von oben
Aus der Entfernung erkennt man noch weitere Ungereimtheiten

„Auf den Laien mag das im ersten Moment wie Schlamperei wirken“, sagt Bahnsprecher Dr. Stefan Gottlieb. „Das ist es aber mitnichten! Vielmehr sind die Bauverzögerungen ausnahmslos auf die Proteste aus 2010 zurückzuführen.“
Damals sei die komplette Planung durcheinander geraten. Mindestens viermal wären dem Architekten bei Tumulten die Pläne herunter gefallen. „Möglicherweise wurden dabei einzelne Elemente mit denen eines zufällig anwesenden Berliner Kollegen vertauscht. Genaues wissen wir allerdings erst nach genauerer Prüfung durch einen externen Gutachter.“

Doch genügt diese Erklärung? Schließlich wird in Stuttgart nicht erst seit gestern gebaut. In all den Jahren soll niemanden aufgefallen sein, dass man zum Teil einen Flughafen baut?
Gottlieb dazu: „Ich kann mich nur wiederholen. Auf einen Laien mag das merkwürdig wirken. Geht man aber ins Detail, stellt man sehr schnell fest, dass man sowohl hier als auch in Berlin an einem verkehrstechnischen Projekt arbeitet. Die sind sich erstmal ziemlich ähnlich. Man legt doch nicht einfach einen Stein hin und sagt: ‚Aha, das ist also der Stein für einen Bahnhof‘, nein, das Gesamtbild wird erst sichtbar, wenn man im Bau weiter fortschreitet.“
Aber Türme? Bei einem unterirdischen Bahnhof?
„Auch ein Bahnhof, selbst ein überwiegend unterirdischer, hat ja turmartige Elemente. Ich persönlich ging die ganze Zeit davon aus, die Gebäude seien eine Art Kühlturm. Stutzig gemacht haben mich dann die ersten Bürostühle und die vielen Bildschirme. Beides untypisch für einen Kühlturm. Dann haben wir aber sofort reagiert.“

Derweil brauche die Bevölkerung sich wegen des Rahmenzeitplanes keine Sorgen zu machen. Schließlich steht die 21 nicht für irgendein konkretes Jahr sondern für das Jahrhundert.


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