Berlin – Für die meisten Juristen kommt irgendwann „Der Ernst des Lebens“, in Form des Einzuges in den Bundestag. Auch dieses Jahr fieberten wieder dutzende Paragraphenschützen ihrem großen Tag entgegen. Die erste Hürde, das frühe Aufstehen, hatten fast alle gemeistert und so hörte man den ganzen Morgen über auf den Fluren des Reichstages aufgeregtes Schnattern, besonders die über 60-jährigen interessierte dabei zu Beginn vor allem eine Frage: Wo sind die Toiletten?

Eine Tafel

Steht auf der Tafel: Test

Bis endlich alle ihre Plätze haben, vergeht fast eine Stunde. Schließlich muss jeder neue Abgeordnete zuerst vor den Bundesadler treten der dann den MDBling in die jeweilige Fraktion einteilt. Bei einem Mann mit langen Haaren und Strickpulli raunt er nach kurzer Überlegung: „Grüne!“ Bei einem anderen, mit deutlich korrekterer Frisur: „Slyth… äh, AFD!“

Jede Entscheidung wird mit Jubel aus der jeweiligen Fraktion gefeiert. Hin und wieder hört man aber auch ein Furzkissen und Gelächter, die Älteren lassen sich den Schabernack, trotz der feierlichen Stimmung, nicht nehmen.
Sei´s drum! Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble lässt heute einmal fünfe gerade sein, auch, als während seiner Begrüßungsrede zwei Parlamentarier in ihrer Bundestagstüte nach vertraulichen Unterlagen, Süßigkeiten oder Herztabletten kramen.

Als dann endlich die Glocke bimmelt, ist kein Halten mehr. In einem plappernden Gewusel laufen die Neuabgeordneten zu ihren parlamentarischen Mitarbeitern die ihnen den Ausgang zeigen und die Berichte mit gnädigen „Ach?“, „Is ja toll“, und „Tatsächlich?“ quittieren.
Zurück bleibt nur ein leerer Saal, der Geruch von Einreibemittel und ein müder Adler.


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