Bonn – Der Mangel an Baustoffen, Gas und Elektrochips lässt auch die Werbebranche darben. Mike Stallgruber von der Werbefirma nB°2:
„Unsere Auftragsbücher sind klinisch tot, ja. Ich mein, kein Mensch braucht derzeit Werbung für eine Playstation 5 oder eine Dachlatte zu machen, ja. Wenn bekannt wird, dass eine halbe Palette 7er Kanthölzer eingetroffen ist, steht die halbe Stadt vor dem Baumarkt.“
Daher bräuchte es nun modernere Konzepte – und eine Konzentration auf den Kunden.
„Beziehungsweise auf die zum Kunden werden wollende Person, ja“, so Stallgruber.
Werbekampagnen für Kunden – kann das funktionieren?
„Die Möglichkeiten sind vielfältig, ja“, erklärt Stallgruber. „Das fängt bei sogenannten pauschalen Kampagnen an. Die lassen sich bei verschiedenen Produkten wiederverwenden. Das Narrativ, das wir über den Kunden erzählen, wird von seiner zahlungswilligen Vergangenheit handeln. Von seiner Freude an ordentlich Trinkgeld, ja. Von seiner Verbundenheit zum Proletariat und so weiter. Von seinem freiwilligen Verzicht auf Skonto, ja.“
Dies sei für manche bereits ausreichend. Der Werbefachmann empfiehlt jedoch auch, nicht auf jeden Euro zu schauen und ein wenig weiter zu denken.
„Ein paar Rollen Klopapier mag ich mit so einer pauschalen Kampagne noch ergattern. Bei wichtigeren Produkten, etwa Dachlatten, empfehle ich unseren Kunden allerdings einen individuellen Ansatz.“
Denn wenn etwa ein Mitarbeiter des Baumarktes 50-mal am Tag dieselbe Geschichte von der Zahlungsfähigkeit in Bezug auf fünf 12er Dübel hört, könnte ihn das vielleicht langweilen.
„Vielleicht kommen ihm auch Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Interesses von Seiten des Kunden, ja. Bei einer individuellen Kampagne dagegen geht es darum, warum gerade dieser Dübel, bei diesem Baumarkt, bei diesem Mitarbeiter genau diesem Kunden verkauft werden sollte. Da spielt dann viel Persönliches rein.“
So ließen sich vielleicht in der Vergangenheit des Kunden Anknüpfungspunkte zum Mitarbeiter finden. Freunde, ein gleicher Fußballverein, eine gemeinsame, verstorbene Tante in den USA.
„Die Möglichkeiten sind grenzenlos“, so Stallgruber.
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